Jean Sibelius (1865-1957)
Jean
Sibelius wohnte von Herbst 1904 bis zu seinem Tod in Ainola. Er
fand, dass ihm das Komponieren in Großstädten oder in der Stille
auf dem Land am leichtesten von der Hand ging. „Hier in Ainola
spricht diese Stille“, erzählte er
1948 in
seinem einzigen
Rundfunkinterview.
Der
Umzug nach Ainola bedeutete für Sibelius eine Flucht vor den
Versuchungen Helsinkis. Ainola war allerdings kein problemloser
Arbeitsplatz, denn Arbeitsruhe hatte er vorwiegend nachts oder
eben im Sommer, wenn die restliche Familie in Lohja weilte. Die
Situation wurde zwar 1911 erheblich besser, als das Obergeschoss
zum Wohnen hergerichtet wurde und dem Komponisten dort ein ruhiges
Arbeitszimmer eingerichtet wurde.
Die Familie tat ihr Bestes und die Kinder waren angehalten, immer
still zu sein, wenn angenommen wurde, dass der Vater komponierte.
Im Großen und Ganzen entstanden zum Beispiel die Symphonien Nr. 5–7 in Ainola. Allerdings komponierte Sibelius auch
anderswo, die Symphonie Nr.
3 zum Beispiel in Paris und Berlin, die Symphonie
Nr. 4 im Hotel Fennia in Helsinki, das Streichquartett Voces intimae in London und Tapiola
in Rom.
In
seinen alten Tagen lachte Sibelius über seine amerikanischen Gäste,
die glaubten, in ein Schloss zu kommen, aber dann doch in „einem
bescheidenen Heim ankamen“. Auch Sibelius selbst beschwerte sich
manchmal bei den Reportern über die Anspruchslosigkeit der
Seenlandschaft, die er vom Fenster seines kleinen Arbeitszimmers
aus überblicken konnte. „In einem kleinen Zimmer wachsen große
Gedanken, in großen Zimmern können die Gedanken kleiner werden“,
tröstete er sich.
Der Komponist erlebte manche der besten Stunden seines Lebens in
Ainola: Meisterwerke wurden vollendet, die Familie wuchs und auch
die Hochzeiten seiner Töchter wurden in Ainola gefeiert. In den
letzten Jahrzehnten brachte der gewaltige Weltruhm die besten
Musiker und andere angesehene Gäste nach Ainola, das der
Komponist selber nicht mehr verlassen wollte.
Ainola
war allerdings während des ersten Weltkriegs für Sibelius auch
wie ein Gefängnis gewesen, als er sich wünschte, seine Musik in
der Welt dirigieren zu dürfen. Sorgen gab es aber auch später
noch genug: das Händezittern zwang ihn, auf öffentliche
Auftritte zu verzichten und er war nie fähig, eine
zufriedenstellende Fassung seiner Symphonie Nr. 8 zu schaffen, die
er in Ainola komponiert hatte. Nach Meinung des Komponisten gehörten
Sorgen jedoch zum Leben und bereicherten es.
„Es
sind die Sorgen, die das Zuhause ausmachen. Alle die
Schwierigkeiten, die wir zusammen mit unseren Angehörigen überwinden
müssen, lassen die Liebe für das Heim entstehen“, äußerte
Sibelius.
Jean
Sibelius erlag am 20. September 1957 im Alter von 91 Jahren in
seinem geliebten Ainola einem Schlaganfall.
Jean
Sibelius’ Erinnerungen an Ainola