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Almanache, Skizzen- und Notizbücher, Pässe


Sibelius schrieb seine Notizen spontan, oft auf das nächstliegende Papier. Deshalb findet man in den verschiedensten Dokumenten seine Briefkonzepte, Einkaufslisten, Listen über fällige Wechsel, Schuldsalden, Adressen – sogar Tagebucheintragungen.

Sibelius brauchte Almanache vor allem für die Behandlung seiner Geldsachen. Er zeichnete die Fälligkeitstage seiner Wechsel genau auf, oft auch die Bürgen und Tilgungen. Notizen über die Ausgaben und Einkünfte der Familie beginnen aus verständlichen Gründen seit den späten 1910er Jahren. Die Inflation hatte damals Sibelius’ Rente bis auf den Bruchteil des ursprünglichen Wertes beschnitten (Siehe Finanzen), und Geld war knapp in der Familie.

Sibelius’ Themenheft mit Ainos Buchführung über die Kosten der Hochzeitsreise im Juni 1892.

Sibelius zeichnete in seinen Skizzenbüchern auch etwas als nur seine Themen. Es gibt Briefentwürfe, Schuldenberechnungen, Wechsellisten und eigene Gedanken des Komponisten. Auch ein Menüvorschlag hat seinen Platz unter den Noten gefunden: 

Gegrillter Fisch   
Kartoffeln mit Butter, Petersilie
Soße: Geschlagene Butter, Zitrone, Dill, Petersilie, Schnittlauch und Speiseöl

Seine ersten aufbewahrten Tagebucheintragungen schrieb Sibelius in sein Skizzenbuch, das er in den Jahren 1896-1900 benutzte. Ein Kommentar betreffend seine Mutter ist nicht schmeichelhaft für sie: ”Bei Mutter. Einfalt. O simplicitas.“

Interessant ist ein Ausbruch, den der Komponist auf dem unteren Rand einer Skizzenseite festhielt:


1900 4. November. Stellst du dir vor, jetzt glücklicher zu sein. Quatsch! Du bist ja „im Ausland“!! Ha ha ! Hatte zufällig das Skizzenbuch vom Jahr 1898 mitgenommen!

Sibelius war tatsächlich „im Ausland“, denn im November 1900 war der Komponist mit seiner Familie in Berlin auf dem Weg nach Italien (Siehe Reisen). Im Text stellt sich heraus, dass der Komponist eben dieses Skizzenbuch mit sich hatte, als er an seiner zweiten Symphonie in Rapallo arbeitete. Das Notizbuch des Konzertbüros von Emil Gutmann diente für Sibelius als Tagebuch von Juli 1912 bis Juni 1913. Die Schulden beherrschen natürlich den Inhalt, aber die Seiten entblößen auch seine eigenartige Methode zu Sprachstudien für den kommenden Besuch in England und bieten ein Bild von Sibelius’ Englischkenntnissen dar:

Thre baar before L
From beginning
Last mouvement
onns more
Gå onn! Go onn!

Sibelius hatte auf der Reise nach Amerika im Jahre 1914 ein kleines Notizbuch mit geführt. Es war ja auch ein nützliches Hilfsmittel, denn auf dessen Seiten sammelte der Komponist Namen und Adressen von Leuten, die er traf.

Das Notizbuch diente auch als Tagebuch auf der Rückreise im Juni 1914. Sibelius bechrieb seine Reisegesellschaft an Bord des Schiffes „s/s President Grant“ zwei Tage vor den Schüssen in Sarajewo: Tödlich miserable Gesichter. Ich lag im Bett [den ganzen Tag?].


Die aufbewahrten Pässe von Sibelius - mit Daten und Visen - erzählen natürlich von den Grenzübertritten. In den Pässen gibt es auch Auskünfte über die Körpergröße des Komponisten. Die Größe variierte im Allgemeinen zwischen 176-177 cm. „Am größten“ war Sibelius, als er 1924 seine siebente Symphonie in Stockholm leitete. Der Komponist reiste im März mit einem nur für einen Monat gültigen Pass nach Schweden. Als seine Körpergröße hatte er stolze 182 cm angegeben.